Treffpunkt Wirtschaft bei Rondo Ganahl im Zeichen der Krisen

Treffpunkt Wirtschaft bei Rondo Ganahl im Zeichen der Krisen
(c) Helmut Barbisch

Frastanz (A) Die Themen Energiesicherheit, Kosten für Energie und die Zukunft der sicheren Energiegewinnung sind global wie regional entscheidend für den jeweiligen Lebens- und Wirtschaftsstandort. Beim neuen Veranstaltungsformat Treffpunkt Wirtschaft der Wirtschaftskammer Vorarlberg wurde gemeinsam mit Finanzminister Magnus Brunner, Landesrat Marco Tittler und WKÖ-Generalsekretär NR Karlheinz Kopf über den aktuellen Stand, aber auch über die Zukunft des Energiemarktes sowie der Versorgungssicherheit für Vorarlbergs Unternehmen diskutiert.

WKV-Präsident Wilfried Hopfner konnte dazu über 100 Vorarlberger Unternehmer:innen zum neuen Veranstaltungsformat „Treffpunkt Wirtschaft“ bei der Firma Rondo in Frastanz willkommen heißen.
Hopfner nutzte in seiner Begrüßung die Gelegenheit, auf die enormen geopolitischen Herausforderungen hinzuweisen: „Europa befindet sich in einem Kampf der Giganten. Das bisher gepflegte Friedenprinzip in Europa wurde von Putin zerstört; wir müssen erkennen, dass es neue Grenzen geben wird. Zudem müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass wir in Europa zwar hervorragend ausgebildete Mitarbeiter:innen und erfolgreich positionierte Unternehmen haben, all dies ist aber sehr stark davon abhängig, ob wir Energie auf der einen, und Rohstoffe, die wir auf den Weltmärkten beziehen, auf der anderen Seite zur Verfügung haben. Uns sollte bei aller Notwendigkeit von Sanktionen gegen einen kriegerischen Aggressor klar sein, dass die Repressalien ein enorm großes Rückschlagpotenzial haben. Das verspüren wir jetzt“, sagt Präsident Hopfner.

Teuerung und Inflation wurden durch den Krieg in der Ukraine zusätzlich angeheizt. Dass die Inflation steige, sei aber absehbar gewesen. „Die Rolle der EZB ist dabei heftig zu kritisieren. Unser oberster Währungshüter hat über Monate hinweg die Inflation geleugnet, das war ein riesengroßer Fehler“, führt der WKV-Präsident aus. Vor dem Hintergrund der Energieknappheit und den damit steigenden Preisen hat die verfehlte und verspätete Zinspolitik der EU zu einer Euro-Dollar-Kursrelation geführt, die nochmals die Importe Europas (Energie wie Produkte) verteuern. Man dürfe sich jetzt auch nicht darauf verlassen, dass eine EZB-Zinshebung alleine vor der hohen Inflation retten wird.
„Mit einer Änderung des Merit-Order-Prinzips könnte Europa eine deutliche Entlastung bei den Energiepreisen schaffen. Leider müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass diese Diskussion in Brüssel derzeit keinen Anklang findet. Wir hatten dann zumindest die Hoffnung auf einen Schulterschluss mit Deutschland, deren Alleingang bringt uns jetzt aber unter Druck. Allerdings ist die aktuelle Grundsatzeinigung beim Europäischen Rat, einen Eingriff bei den Gaspreisen umsetzen zu wollen, ein erster kleiner Hoffnungsschimmer. Das Problem muss nun endlich an der Wurzel gepackt werden“, betont der WKV-Präsident. Für ihn sei es klar, dass der nationale Energiekostenzuschuss nur der Anfang von weiteren Maßnahmen sein könne. „Die Wirtschaftskammer setzt sich bereits seit dem Frühjahr für einen Eingriff auf europäischer Ebene ein und hat vorgeschlagen, Extremspitzen beim Gaspreis zu stützen, um die Strompreise von den Gaspreisen zu entkoppeln.“

BM Brunner: Österreich für die Zukunft stärken
Finanzminister Magnus Brunner hat vergangene Woche seine erste Budgetrede gehalten:
„Mit diesem Budget übernehmen wir Verantwortung für Morgen. Wir reagieren auf aktuelle Herausforderungen und investieren in die Themen der Zukunft. Militärische, wirtschaftliche und soziale Sicherheit sowie die ökologische Transformation von Wirtschaft und Industrie stellen die wesentlichen Schwerpunkte dar. Nicht nur, um kurzfristig notwendige Antworten zu geben, sondern auch gezielt in Bereiche zu investieren, die Österreich für die Zukunft stärken. Denn die aktuelle Krise und die bevorstehenden notwendigen Transformationen sind eine standortrelevante Herausforderung für unsere Wirtschaft. Daher erhöhen wir die finanziellen Mittel des Wirtschaftsressorts im Vergleich zum Vorjahresbudget um 1,1 Milliarden Euro und damit um knapp 45 Prozent. Für den Energiekostenzuschuss für die Wirtschaft stellen wir zusätzlich zu den diesjährigen Mitteln auch kommendes Jahr 850 Millionen Euro zur Verfügung. Und die digitale & ökologische Transformation unserer Schüsselindustrie unterstützen wir bis 2026 mit zusätzlichen 220 Millionen Euro." Der Finanzminister gratuliert auch zur Initiative „TUN. Green Deal“, an der sich auch Rondo Ganahl und die Wirtschaftskammer Vorarlberg beteiligen. „Der ökologische Wandel und der notwendige Ausstieg aus fossilen Energieträgern wird die große Herausforderung der kommenden Jahre – daher ist diese Initiative der Vorarlberger Betriebe außerordentlich wichtig.“

Landesrat Tittler: Versorgungssicherheit gewährleisten
Insbesondere energieintensive und exportorientierte Unternehmen, und somit im speziellen Maß die Vorarlberger Wirtschaft, sind vom Ausmaß der Energiekosten überproportional betroffen. Für Landesrat Marco Tittler ist aus diesem Grund seitens des Bundes und der EU rasches und entschlossenes Handeln gefragt: „Es braucht einerseits eine europaweite Anpassung und andererseits gezielte Förderungen für die Wirtschaft, um die Auswirkungen dieser Preisentwicklung abzufedern. Das Preisbildungssystem muss angepasst werden – zumindest solange der Markt vom Kriegsgeschehen bzw. den Sanktionen beeinflusst wird. Darüber hinaus müssen in Aussicht gestellte Entlastungsmaßnahmen für die Unternehmen so rasch wie möglich zur Umsetzung kommen. Als Landesregierung versuchen wir gleichzeitig, uns auf alle Energie-Szenarien vorzubereiten und Maßnahmen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit zu setzen“, erklärt der Landesrat. Auch die illwerke vkw als Landesenergieversorger habe entsprechende Vorbereitungen getroffen und ein größeres Gasspeichervolumen gesichert, dessen Zugänglichkeit nun auch durch den Abschluss des bilateralen Abkommens zwischen Österreich und Deutschland im Fall einer Gasmangel- lage garantiert ist. Gleichzeitig gelte es, bei Energiefragen eine größere Unabhängigkeit zu erreichen.

WKÖ-Generalsekretär Kopf: Maßnahmen nachbessern
Zur enormen Verteuerung vieler Produktionen und Dienstleistungen würden vielfach nach wie vor bestehende Lieferkettenprobleme kommen, wodurch den Betrieben kaum mehr Luft zum Atmen bleibt. „Mit dem Energiekostenzuschuss ist zwar eine erste Maßnahme gesetzt, sie muss aber in ihrer Laufzeit verlängert und in Ausgestaltung und Umfang kräftig nachgebessert werden. Mit den notwendigen Zuschüssen zu den horrenden Energiekosten bekämpft man aber nur Symptome. Daher muss mittelfristig ein neues Marktdesign für die Strompreisbildung entwickelt und in der Zwischenzeit der Gaspreis für die Stromerzeugung bzw. für industrielle Produktionsvorgänge gesamteuropäisch heruntergestützt werden. Es ist unerträglich, dass man sich dazu auf EU-Ebene bisher nicht oder nur sehr zaghaft durchringen kann. Angekündigte Alleingänge, wie die in Deutschland angekündigte Gaspreisbremse bewirken nur unerwünschte Ausweichreaktionen und Wettbewerbsverzerrungen. Wenn das allerdings so kommen sollte, wird Österreich nachziehen müssen“, sagt Karlheinz Kopf, Generalsekretär der WKÖ.

Rondo-CEO Marte: Große Herausforderungen für die Unternehmen
„Die Herausforderung der Energieversorgung stellt sich allen Unternehmen, nicht nur in Vorarlberg. Als größter Erdgasabnehmer im Land sind wir besonders gefordert, Lösungen nicht nur zu finden, sondern auch umsetzen zu können, um die Produktion aufrecht zu erhalten, Arbeitsplätze zu sichern und unseren Kunden zuverlässig die nachhaltigen Wellpappe-Verpackungen für ihre Waren zu liefern“, betonte Hausherr Hubert Marte, Vorstandsvorsitzender der Rondo Ganahl AG. Bereits im Sommer habe man daher gemeinsam mit der Marktgemeinde Frastanz, der Brauerei Frastanz und den E-Werken Frastanz die Initiative „Energieautonomie Frastanz“ vorgestellt. Marte: „Zentraler Baustein dieser Initiative und alles entscheidend für die Sicherung unserer Arbeitsplätze am Standort Frastanz ist der Bau eines Reststoffkraftwerkes auf unserem bestehenden Firmenareal“. Das Pre-Engineering ist in der Finalisierung, die Projektunterlagen werde planmäßig Ende des Jahres eingereicht. „Es freut mich, dass wir die Wirtschaftskammer und ihre Gäste zu diesem Schwerpunktthema bei uns begrüßen durften. Es muss unser gemeinsames Ziel sein, so rasch wie möglich unabhängig von fossilen Energieträgern aus dem Ausland zu werden. Dazu können Projekte wie das Rondo Reststoffkraftwerk einen wesentlichen Beitrag leisten, und deren Notwendigkeit und besonders die Dringlichkeit muss allen Beteiligten bewusst sein“, erklärt der Rondo-Vorstandsvorsitzender.

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